Jeder Zustand und jede Fähigkeit einer Person oder Sache werden durch die ihnen
entsprechende Betätigung erhalten und gefördert: die Fähigkeit zu gehen durch Gehen,
die zu laufen durch Laufen, …
Epiktet
… die zu tanzen durch Tanzen.
Werner Stangl
Studien haben mehrfach gezeigt, dass die Kombination von Sport mit einem speziellen kognitiven Training am besten geeignet ist, die geistige Leistung älterer gesunder Menschen zu verbessern. So ließ sich in einer Untersuchung aber die geistigen Funktionen nur dann steigern, wenn die Teilnehmer sowohl geistig als auch körperlich beansprucht wurden, denn erhielten sie nur ein kognitives oder nur ein körperliches Training allein, konnten sie das kognitive Niveau allenfalls stabilisieren, nicht aber verbessern. Ohne jegliches Training nahm die Leistung über einen Zeitraum von fünf Jahren kontinuierlich ab. Sport alleine reicht daher nicht aus, um die kognitive Leistungsfähigkeit im Alter zu erhalten, denn zwar kann körperliche Aktivität auch im Erwachsenenalter die Bildung neuer Nervenzellen anregen, doch die neu gebildeten Zellen und Zeltverbindungen benötigen zusätzlich eine ausreichende kognitive Stimulation, um zu überleben. Bochumer Wissenschaftler haben die Wirkung des Tanzens untersucht, wobei sich zeigte, dass sich nach einem sechsmonatigen Tanzkurs sowohl die Bewegungsfähigkeit als auch Tastsinn und sogar das Denken verbessert hatten.So waren die motorische und kognitive Reaktionszeiten um zwölf bzw. dreizehn Prozent verkürzt, d. h., die Tanzkursteilnehmer könnten wesentlich schneller reagieren.
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Immer wieder liefern Studien daher Hinweise darauf, dass Bewegung auch die Entstehung einer Demenz hinauszögern kann, wobei das Tanzen besonders wirksam ist. Wenn daher körperliche und geistige Beanspruchung zusammenkommen, sind die Auswirkungen auf Gedächtnis und Denkfähigkeit am besten, was beim Tanzen stets der Fall ist. Tanzen stellt das Gehirn vor komplexe Herausforderungen wie die gleichzeitige Verarbeitung der Musik, die Synchronisierung der Bewegungsabläufe mit dem Rhythmus, das Erlernen und Abrufen komplexer dreidimensionaler Bewegungen und die Kommunikation mit der Tanzpartnerin bzw. dem Tanzpartner. An einer Studie von Notger Müller am der neurologischen Uniklink in Magdeburg nahmen über sechzig Personen mit einem Durchschnittsalter von 68 Jahren teil, wobei die Hälfte von ihnen ein Fitness- und Krafttraining absolvierte, während die anderen ein spezielles Tanztraining durchführten. Sechs Monate später zeigte sich, dass sich die Tänzer sich bei der Aufmerksamkeit und Flexibilität signifikant stärker verbessert hatten als diejenigen, die ein reines Sporttraining absolviert hatten. Die größten Unterschiede zeigten sich bei der Aufmerksamkeit, aber auch das Gleichgewicht konnten diejenigen, die am Tanztraining teilgenommen hatten, stärker verbessern. Man fand auch bei den TänzerInnen eine Volumenzunahme im Gyrus frontalis medius und Gyrus temporalis, also in jenen Gehirnregionen, die mit Aufmerksamkeit und Gedächtnis verbunden sind, ebenso im cingulären Cortex, der für die Koordination komplexer Bewegungen notwendig ist.
Tanzen ist daher besonders gut geeignet, weil es neben motorischen und kognitiven Fertigkeiten auch die Koordinationsfähigkeit trainiert. Tanzen hat in der ganzen Menschheitsgeschichte etwas zum Zusammenhalt der Gemeinschaften beigetragen, wobei die große Bandbreite von sehr einfachen bis fast akrobatischen Tänzen zeigt, dass Menschen sich im Tanz beliebig fordern können, was es für viele Menschen so reizvoll macht, sich geistig und körperlich dabei nicht nur anzustrengen, sondern auch weiterzuentwickeln. Was sich im Gehirn abspielt, ist noch nicht vollständig erforscht, d. h., was beim Tanzen an geistiger Leistung abverlangt und welche Bereiche des Gehirns aktiv werden. Doch etwa in einer Gruppe von Tänzern oder Tanzpaaren die räumliche und musikalische Orientierung zu behalten, stellt besondere Anforderungen dar. Die Musik, der Raum, die Bewegung und Koordination mit dem Partner oder der Partnerin bilden eine sehr komplexe Mischung von Informationen, die in Echtzeit verarbeitet werden müssen. Wichtig ist, dass die einzelnen Komponenten im Alltag ständig beansprucht werden, nur nicht in dieser konzentrierten Weise wie beim Tanzen. Tanzen bietet eine Balance zwischen der Nutzung von vorhandenen Ressourcen, also der basalen Fitness, die man zum Tanzen mitbringt, und der Notwendigkeit, Neues zu erlernen. Schon die Körperhaltung, Atmung, Koordination von Bewegung und die Achtsamkeit für den Körper sind schon ein Teil von Lernprozessen, wobei Menschen dies kaum als Anstrengung spüren und dennoch viel Energie umgesetzt wird. Davon profitiert auch das Gehirn. Auch im fortgeschrittenen Alter lohnt es sich, mit dem Tanzen zu beginnen, da man in Bewegung und sozialem Kontakt bleibt, was mit zunehmendem Alter immer wichtiger wird. Auch wenn das Tanzen manchen Menschen mehr oder weniger in die Wiege gelegt ist, d. h., es gibt größere und kleinere Talente, können alle durch das Tanzen Glück empfinden und Spaß daran haben.
Zum Tanzen lernen ist es nie zu spät, denn dabei macht man nicht nur körperliche Bewegung, sondern ist auch geistig beim Erlernen von Schrittkombinationen gefordert. Dabei lernt man neue Menschen kennen und kann so auch soziale Bedürfnisse befriedigen. Tanzen trainiert nicht nur den Gleichgewichtssinn, sondern auch das Gedächtnis und die Bewegung lässt durch die Ausschüttung von Endorphinen zudem manchen Schmerz vergessen. Während man dafür beim Joggen schon recht lange laufen muss, damit sich bei der Ausschüttung der Hormone etwas tut, passiert es beim Tanzen sofort, wobei das Geheimnis in der Mischung aus Musik und Bewegung liegt, was etwa Tanztherapeuten nutzen. Wie sehr die rhythmische Bewegung hilft, den Körper geschmeidig zu halten und die Schmerzen zu vergessen, wurde mittlerweile in zahlreichen Studien nachgewiesen. Wissenschafter untersuchten über viele Jahre Menschen über 75 Jahre und es zeigte sich, dass Sportarten wie Jogging, Schwimmen oder Radfahren ihnen weniger Nutzen brachten als Tanzen, da körperliche Aktivitäten allein zwar den Stoffwechsel im Gehirn stimulieren, doch Tanzen wirkt darüber hinaus vorbeugend gegen den Untergang von Nervenzellen in der Großhirnrinde, die für das menschliche Gedächtnis, Denkvermögen und Sprache verantwortlich ist. Wer Schrittkombinationen bei Musik erlernt, trainiert nicht nur das Gedächtnis intensiv, sondern auch seinen Gleichgewichts- und Orientierungssinn. Tanzen hat insgesamt positive Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System, denn regelmäßige Tänzer haben im Vergleich zu Nicht-Tänzern eine bessere Herz-Kreislauf-Fitness, ein besseres Gleichgewichtsvermögen, mehr Kraft im Rumpf und eine bessere Einlagerung von Mineralstoffen in die Knochen, wobei auch auch die Sturzgefahr bei älteren Menschen reduziert.
Besonders gut für körperliche und geistige Fitness ist der
Um etwa Square Dance zu erlernen, braucht man keinerlei Vorkenntnisse von Tanzschritten, die Ansagen erfolgen zwar in Englisch, aber diese Begriffe lernt jeder relativ rasch. Square Dance ist ein Volkstanz, der in den USA entstanden ist, wobei die verschiedenen Tanzfiguren, die im Square Dance benutzt werden, auf traditionellen Volkstänzen der verschiedenen Völker, die in die USA eingewandert sind, basieren. Square Dance wird von vielen Menschen in aller Welt getanzt.
Square Dance wird in Gruppen zu je vier Paaren getanzt, die zu Beginn auf den vier Seiten eines Quadrats (Englisch Square) stehen. Die Figurenfolgen werden durch Ansagen (Calls) eines Callers (Ausrufer) in gesprochener oder gesungener Form angegeben. Diese Calls sind weltweit genormt – so kann ein Tänzer aus Deutschland jederzeit ohne Schwierigkeiten zusammen mit Tänzern aus anderen Ländern tanzen. Beim Square Dande tanzt man zu Rock-, Pop-, Western- und Countrymusik, wobei die TänzerInnen die Calls in Tanzschritte und -drehungen umzusetzen haben. Die Reihenfolge dieser Calls ist beliebig und werden allein vom Caller bestimmt, d. h., die TänzerInnen wissen also nicht, was als nächstes kommt und müssen auf alle möglichen Calls gefasst sein. Man trainiert daher nicht nur den Körper, sondern gleichzeitig auch Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Reaktionsvermögen und geistige Beweglichkeit.
American Squaredancing ist eine Tanzart deren Eigenart und besondere Unterhaltung darin besteht, dass die Tänzer nicht selbständig bestimmen, welche Figuren sie gerade tanzen wollen, sondern das machen müssen, was Ihnen ein "Caller" gerade ansagt. Der Caller spricht jeweils eine bestimmte Gruppe innerhalb des Squares an, die dann die angesagte Figur tanzen müssen. Kein Tanz ist wie der andere, es gibt für die Tänzer keine vorher festgelegte Choreographie, der Tanz entsteht in dem Moment, in dem ihn der Caller singt.
Im Square Dance gibt es keine Wettbewerbe und Ranglisten, wichtig sind das Gemeinschaftserlebnis und die Freude am Tanzen. Geeignet ist dieser Tanz für alle, also Singles wie Paare im Alter von acht bis 88 Jahren. Wer den Mainstream-Level., das Standard-Programm, beherrscht, kann weltweit in jedem Square-Dance-Club mittanzen, sodass man auf diese Weise die Chance hat, im Inland und Ausland dadurch Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen. Ein großes Plus des Square Dance ist daher, dass man es dann nach der Graduation auf der ganzen Welt tanzen kann, denn die Figuren sind international festgelegt.
Wenn man in einen Square Dance Club graduiert werden will, sind 66 verschiedene Figuren zu lernen. Gerade deshalb ist Square Dance auch für ältere Leute ein schönes Hobby, nicht nur der Körper sondern auch das Gehirn mittrainiert wird. BTW: Außerdem geht man an einem durchschnittlichen Tanzabend in den zwei Stunden rund acht Kilometer, das hält auch körperlich fit.
[Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=lTFyhMC99oI]
Tanzen macht nicht nur Spaß, sondern es ist nach Meinung von Medizinern auch gesund, sei es für das Nervensystem, das Herz-Kreislauf-System, den Bewegungs-Apparat oder die Psyche. Rhythmische Bewegungen zur Musik gibt es, seit es Menschen gibt, denn beim Tanz lassen sich Gefühle wie Freude oder Trauer ausdrücken und verarbeiten, und sogar körperliche Schmerzen lassen sich dadurch lindern oder können beim Tanzen in Vergessenheit geraten. Tanzen wird deshalb auch als Therapie eingesetzt, denn beim Tanzen wird das Gehirn in ganz besonderem Maße gefordert. Musik gelangt über das Gehör in das Gehirn, wo sie einerseits das limbische System aktiviert, den Teil des Gehirns, in dem Emotionen entstehen, andererseits wird der Bewegungsapparat über das Großhirn aktiviert, sodass Tanzen emotionale Bewegung ist. Da große Areale des Gehirns beim Tanzen aktiviert werden, führt es nicht nur zu erhöhter Wachheit, Konzentration und Kreativität, sondern wirkt auch antidepressiv. Beim Tanzen selbst müssen Schrittfolgen und Schrittkombinationen erlernt werden, was die Denk- und Merkfähigkeit, die Feinmotorik, die Koordination, die dreidimensionale Bewegung im Raum fördert und somit die geistige Fitness schult. Das Herz-Kreislauf-System wird stimuliert, denn der Takt der Musik wird vom eigenen Herzschlag übernommen, sodass der Puls etwa beim langsamen Walzer anders ist als beim Foxtrott. Nach dem Tanzen hingegen entspannen sich die Blutgefäße, Blutdruck und Puls sinken. Der wesentliche Effekt des Tanzens auf das Herz-Kreislauf-System ist allerdings der Stressabbau, und das gelingt mit keiner anderen Sportart so gut und so nachhaltig. Tanzen verbessert die Beweglichkeit des Körpers, die Muskulatur wird gestärkt, die Gelenke werden bewegt, Sehnen und Bänder gedehnt, und durch die aufrechte Haltung während des Tanzens wird die Beweglichkeit der Wirbelsäule trainiert und die Rückenmuskulatur gekräftigt. Das Tanzen kann den individuellen Fähigkeiten angepasst werden, sodass man weder über- noch unterfordert wird. Tanzen ist aber nicht nur emotional, es ist auch sozial, denn es gibt keine Trennung sozialer Schichten, sodass Tanzen die Integration und die zwischenmenschlichen Kontakte fördert, denn man muss sich nicht nur auf die Musik, sondern auch auf seinen Tanzpartner einstellen (Richartz, 2016).
70-jährige Männer und Frauen, die regelmäßig tanzen, sind geschickter, haben mehr Lebensfreude, gleichzeitig seltener Durchblutungsstörungen und Hüftleiden, wobei bei Wiegeschritt und Walzertakt Stoffe produziert werden, die die Gelenke geschmeidig halten. Tanzen ist auch Sturzprävention, beugt Wirbelsäulenproblemen und Osteoporose vor und kann zudem mehreren Studien zufolge den Ausbruch der Alzheimer-Krankheit hintanhalten. Die Verbindung von Bewegung, sozialer Interaktion und Freude ist eine der besten Schutzmöglichkeiten gegen eine Demenzerkrankung, denn Tanz steigert bei Demenzpatienten die kognitive Leistung und hellt ihre Stimmung auf. Wissenschaftler und Ärzte haben eine Gruppe von Herzpatienten regelmäßig Walzer tanzen lassen, eine andere trainierte auf dem Laufband und Fahrrad. Tanzen brachte hinsichtlich Kondition und Sauerstoffaufnahme mehr, aber auch Schlaf, Stimmung und Sexualität profitierten, denn Tänzerinnen und Tänzer verbessern ihr Herz-Kreislauf-System, ihr Sexualleben und ihre Laune. Die Stimmung bessert sich auch deshalb, weil beim Tanzen Glückshormone ausgeschüttet werden, das Lustgefühl für den eigenen Körper und für die Bewegung werden gesteigert.
Über kreatives Tanzen lassen sich Blockaden lösen, auch das Selbstbewusstsein
wird gesteigert. Bei einer Tanztherapie geht es nicht um Schrittfolgen,
sondern um Rhythmus und individuellen Ausdruck. Der Therapeut
inspiriert, der Klient tanzt so, wie er will, wie er fühlt. Es ginge
dabeivor allem darum, die positiven Anteile in einer Person sowie die
psychische Stabilität zu stärken, d. h., es geht um Kreativität,
Ausdruck, Freude, positives Lebensgefühl. Was den Unterschied zum bloßen
Tanz ausmacht, ist neben der Freiheit der Bewegung die Reflexion in
einem anschließenden Gespräch. Körper- und Bewegungsübungen ermöglichen
einen anderen Zugang zu sich selbst, sodass Tanztherapie nicht nur eine
Therapieform darstellt, sondern neue Selbsterfahrung und sehr effektive
Burn-out-Vorbeugung mit sich bringen. Geeignet ist eine Tanztherapie
unter anderem auch für Menschen mit psychosomatischen Problemen, mit
Burn-out, Essstörungen, wobei es auch eine spezielle Tanztherapie für
Krebspatienten gibt, die dabei helfen soll, das Trauma der Erkrankung
über kreative Arbeit im Tanz zu bewältigen. Außerdem wird auch das
positive Lebensgefühl gefördert.
Quelle:
Die Presse vom 8. November 2014
Die Frankfurter Psychologin Julia F. Christensen gibt Tipps, wie für Menschen der Einstieg ins Tanzen gelingen kann:
Quelle: https://www.katholisch.de/artikel/44794-psychologin-ueber-die-freude-zu-tanzen-nicht-nur-in-den-mai (23-05-01)
Für ältere Senioren gut geeignet sich auch Sitztänze, also im Sitzen ausgeführte Tänze, die zur Unterhaltung dienen aber auch eine therapeutische Funktion haben können. Alle Sitzpositionen wie Schneidersitz, auf dem Boden knien oder Sitzen auf einem Stuhl sind dabei möglich. Die Ortsgebundenheit, die nur Bewegungen des Oberkörpers erlaubt, lässt sich durch Gestik und Mimik ausgleichen. Übrigens kommen Sitztänze in vielen Kulturen vor, verbreitet sind sie im südpazifischen Raum, in Schwarzafrika und im islamischen Nordafrika. Sitztänze sind einzeln, als Paartanz oder in Gruppen möglich, wobei bei Gruppentänzen die TeilnehmerInnen in verschiedenen Formationen sitzen können, etwa in einer Reihe, im Kreis oder in einer rechteckigen Formation und vollführen gleichzeitig verschiedenste rhythmische Bewegungen mit Armen, Händen und Oberkörper. Man kann dabei auch singen oder rhythmisch sprechen, häufig werden auch Hilfsmittel wie Tücher oder andere leicht handhabbare Gegenstände eingesetzt, die die Bewegungen der Hände, des Kopfes oder des Oberkörpers unterstützen.
Wie dem Schwarzwälder Boten vom 17. September 2014 zu entnehmen ist, betreibt in Villingen-Schwenningen seit mehr als 40 Jahren die Tanzgruppe der Historischen Bürgerwehr und Trachtengruppe "Fitness fürs Gehirn", denn wenn andere zum Singen oder Turnen gehen, so gehen sie zum Tanzen. Dabei wird aus einem großen Fundus von städtischen und höfischen Tänzen ein Programm zusammengestellt, das bei Aufführungen getanzt und erläutert wird. Die Trachtentanzgruppe besteht derzeit aus sechs aktiven Paaren, aber um auch Acht- oder Zehnpaar-Tänze tanzen zu können, sucht die Gruppe weitere Mittänzer (Paare oder einzelne Herren), wobei Vorkenntnisse wie Walzer oder Polka von Vorteil sind!
In einer Studie der Universität Regensburg zeigte sich übrigens, dass bei Senioren das Erlernen von Karate neben einer Verbesserung der körperlichen Gesundheit auch positive Veränderungen der kognitiven Leistungsfähigkeit und der individuellen Befindlichkeit herbeiführt. Vor allem die Merkleistung sowie die visuelle Merkfähigkeit verbesserten sich dabei besonders, was vermutlich auf den Umstand zurückzuführen ist, dass die Senioren im Zusammenhang mit dem Karatetraining komplizierte Bewegungsabläufe im Gedächtnis behalten mussten. Auch beim Erlernen des Tanzens sind komplexe Schrittfolgen einzuprägen.
Studien haben gezeigt, dass das Üben von Tai Chi dazu beitragen kann, Stürze zu vermeiden und das Gleichgewicht bei älteren Menschen zu verbessern, wobei die Vorteile bei regelmäßigem Üben über einen längeren Zeitraum am größten sind. Tai Chi ist eine chinesische Kampfkunst, die für ihre sanften und fließenden Bewegungen bekannt ist, d. h. Tai Chi-Praktizierende führen eine Abfolge von Bewegungen in einem gleichmäßigen, langsamen Tempo aus, um Entspannung, Achtsamkeit und Konzentration zu fördern. Die Atmung wird mit den Bewegungen synchronisiert, um die Energie (Qi oder Chi) im Körper zu lenken und Stress abzubauen, wobei die richtige Körperhaltung und das Gleichgewicht wichtig sind, was auch zur Kräftigung der Muskeln und zur Verbesserung der Körperkoordination führt. Neben der Verbesserung des Gleichgewichts und der Koordination werden auch Gelenkschmerzen gelindert. Tai Chi ist für Menschen jeden Alters geeignet und kann in verschiedenen Intensitätsstufen praktiziert werden. Tai Chi kann allein oder in der Gruppe praktiziert werden und erfordert keine spezielle Ausrüstung. Eine nicht repräsentative Studie an Menschen hat nun gezeigt, dass Personen, die eine vereinfachte Form von Tai Chi, Tai Ji Quan, zweimal pro Woche über einen Zeitraum von etwa sechs Monaten praktizierten, ihre kognitive Leistungsfähigkeit verbesserten. Es wird vermutet, dass das Auswendiglernen der Bewegungen (Formen) ähnlich funktioniert wie das Einstudieren einer Tanzchoreographie.
Auch beim Besuch von Tanzaufführungen reagieren spezielle Schaltkreise im Gehirn (Spiegelneuronen) auf Emotionen und Bewegungen anderer Menschen, d.h., unwillkürlich entstehen in diesen Gehirnbereichen ähnliche Aktivitätsmuster wie bei den gerade beobachteten Tänzern. In wissenschaftlichen Untersuchungen konnte bestätigt werden, dass nur die reine Beobachtung des Tanzens das Spiegelsystem aktiviert und eine Art Trainingseffekt im Gehirn bewirkt. Auch Zuschauer, die nie die auf der Bühne gezeigten Bewegungen ausgeführt haben, zeigen Veränderungen in ihrer Gehirnaktivität, wenn sie bereits häufiger solche Aufführungen besucht haben. Offensichtlich löst das Spiegelsystem im Gehirn eine direkte Resonanz in der Muskel- und Gehirnaktivität aus, und zwar völlig unbewusst und unabhängig von der Vorerfahrung der ZuschauerInnen. Aber es spielt auch das Mitempfinden und die Kenntnis der ZuschauerInnen, also wenn man sich bei einem Tanz besonders intensiv in die Handlung und Bewegungen hineinversetzten. Übrigens ahmt das Gehirn die Bewegungsmuster nur so nach, wie sie ein unerfahrener Tänzer durchführen würde, nicht mit der Perfektion eines Profitänzers, denn Tänzer etwa unterstützen die Armbewegungen mit den Rückenmuskeln, um die Armmuskeln zu entlasten, doch fehlen diese Signale für diese Muskelaktivität bei ZuschauerInnen.
Übrigens: Wenn Menschen etwas Motorisches wie die Schritte in einem Tanzkurs lernen wollen, dann kommen sie zwar um Übung nicht herum, doch sie müssen nicht immer gleich ihre Tanzschuhe anziehen und über das Parkett wirbeln, um sich beim Tanzen zu verbessern. Dabei macht man sich zu Nutze, dass das menschliche Gehirn nicht so richtig zwischen Realität und Vorstellung unterscheiden kann. Wenn Menschen die Bewegungsabläufe im Kopf durchgehen, dann kann das ebenfalls schon helfen. Viele Leistungssportler nutzen übrigens diese Eigenschaft des menschlichen Gehirns, um ihre Trainingssessions zu erweitern.
Literatur
Rehfeld, K., Lüders, A., Hökelmann, A., Lessmann, V., Kaufmann, J., Brigadski, T., Müller, P., & Müller, N. G. (2018). Dance training is superior to repetitive physical exercise in inducing brain plasticity in the elderly. PloS one, 13, doi:10.1371/journal.pone.0196636.
Richartz, B. (2016). Tanzen hält Hirn und Herz jung! OVB-online vom 9. November.
Stangl, W. (2018, 7. November). Tai Chi dürfte auch die kognitive Leistungsfähigkeit im Alter fördern. arbeitsblätter news.
https://arbeitsblaetter-news.stangl-taller.at/tai-chi-duerfte-auch-die-kognitive-leistungsfaehigkeit-im-alter-foerdern/
Stangl, W. (2018, 24. November). Tanzen und Gehirn. was stangl bemerkt ….
https://bemerkt.stangl-taller.at/tanzen-und-gehirn.
http://tanzen.lerntipp.at/99/tanzen-ist-gesund/ (11-08-21)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/48257/
Senioren_sollten_Karate_machen.htm (11-12-02)
http://www.zeit.de/zeit-wissen/2012/01/Interview-Marcus (11-12-09)
http://www.fr-online.de/wissenschaft/
spiegelneuronen-tanzen-trainiert-muskeln-und-gehirn-der-zuschauer,1472788,11980862.html (12-03-24)
Interview mit Gunter Kreutz, Musikwissenschaftler an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg im NDR vom 19.11.2013.
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