Die Jüngeren rennen zwar schneller,
aber die Älteren kennen die Abkürzung.
Ursula von der Leyen
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Zwar nimmt die Fähigkeit des Gehirns, sich Inhalte einzuprägen, mit dem Alter langsam ab, doch meist fehlt es Erwachsenen, die sich beruflich oder privat weiterbilden wollen, vor allem an dem Alter angepassten Lernstrategien. Manche schleppen die in der Kindheit vermittelten und nachhaltig erworbenen Lerntechniken weiter (siehe dazu "Drei falsche Lernstrategien"), wobei zusätzlich negative, den Lernerfolg hemmende Lernerfahrungen bei älteren Lernenden häufig seit der Schulzeit emotional verankert tief sitzen und verhindern, dass man das Lernen wieder in Angriff nimmt. Doch auch Erwachsene lernen ununterbrochen, denn Gespräche, Lektüre, kulturelle Beteiligung oder die berufliche Tätigkeit selbst gehören zu den tagtäglich stattfindenden informellen Lernprozessen von Erwachsenen. Der Unterschied zur Lernsituation von SchülerInnen und StudentInnen ist jedoch, wie bewusst man sich in eine Lernsituation begibt, um gezielt und kontrolliert zu lernen. Es ist aber auch von Vorteil, wenn man im Gegensatz zu Schule, Lehre oder Hochschule beim Lernen eigene Maßstäbe anlegen kann und nicht von einem Lernplan oder dem Lehrer fixiert wird. Wichtig ist es gerade beim Lernen im Alter, ein positives Lernumfeld zu schaffen. Auf Basis von Metaanalysen empirischer Studien zur Bildungsbeteiligung im Alter oder zu Wirkungen von Bildung auf die Lebenssituation im Alter ist festzustellen, dass die Bildungsbeteiligung ab der Altersgruppe der 45-Jährigen allgemein sinkt, was teilweise auch daran liegt, dass die Älteren in mancher Hinsicht von Bildungsinstitutionen nicht mehr als Zielgruppe betrachtet werden. Wer etwa in einem höheren Alter ein Studium beginnt, hat ganz andere Ansprüche und Erwartungen als jemand, der direkt nach der Reifeprüfung zu studieren beginnt. Oft liegt es daran, dass die älteren Studierenden Schwierigkeiten haben, sich wieder in einen Lernprozess hineinzufinden, was jedoch meist dadurch kompensiert wird, dass sie stärker motiviert sind, ihr Studienziel zu erreichen. Ältere Studierende, insbesondere noch berufstätige StudentInnen, haben daher ganz andere Erwartungen an die didaktischen Kompetenzen der DozentInnen und wollen oft auch nur schnell Wissen erwerben, das sie im Berufsalltag umsetzen können.
Nach einer Studie in Deutschland bevorzugen ältere Lernende unterschiedliche Lernsettings, wobei Frauen lieber austauschorientiert lernen, Männer hingegen lieber selbstorganisiert. Allerdings sollten Lernangebote für Senioren sowohl selbstorganisierte als auch kommunikativ-austauschorientierte Elemente integrieren, wobei es stets gilt, die Selbstwirksamkeit der Älteren zu stärken, indem diese immer wissen, was wozu und wie zu lernen ist, sie also um den Gesamtzusammenhang und ihren eigenen Lernfortschritt wissen.
Unbestritten ist, dass Bildung in der zweiten Lebenshälfte wichtige positive Wirkungen auf das Wohlbefinden und die Lebenssituation von Menschen hat, wobei sich die Konzeption der Bildungsangebote nicht so sehr am Alter sondern an den lebensphasenspezifischen Themen orientieren sollte. Erwachsenenbildung ist übrigens neben Schule und Universität der Bildungsbereich, der am kreativsten und weitreichendsten Methoden des Lehrens und Lernens erprobt und weiterentwickelt hat. Die meisten von ihnen werden auch in anderen Bildungsbereichen, etwa an den Universitäten, eingesetzt. Diese Methoden gehen von drei Grundsätzen aus. Erwachsene sind Menschen mit eigenen Kenntnissen und Erfahrungen, die berücksichtigt und im Lehr-Lern-Prozess fruchtbar gemacht werden müssen. Erwachsene sind daher bei ihrem Lernen daher nicht Konsumenten, sondern gestalten den Lehr-Lern-Prozess aktiv mit. Gelernt wird bekanntlich dann am effektivsten, wenn die Lernenden selbst aktiv sind, sodass alle Lehrmethoden im Unterricht mit Erwachsenen daher die Lernenden aktivieren müssen, sie einbinden und mitverantwortlich für den Lehr-Lern-Prozess machen. Menschen sind nicht nur Verstandeswesen, sondern haben Gefühle und Sinne, sodass Methoden des Lehrens den ganzen Menschen einbeziehen müssen, also neben Kopf auch Herz und Hand am Lernen beteiligen müssen. Es gibt viele Lehrmethoden, die diese drei Grundsätze berücksichtigen, etwa der Metaplan, eine Methode, das Wissen und die Interessen der Teilnehmenden abzurufen und sie an der Entscheidung über den Gemeinsamen Lehr-Lern-Prozess zu beteiligen. Oder die Methode des Blitzlichts, die Arbeit in Gruppen gearbeitet, eine wichtige Grundstruktur in der Erwachsenenbildung, da dort alle TeilnehmerInnen zu Wort kommen und ihr Wissen und Ihre Meinung einbringen können. Hinzu kommen zahlreiche Methoden des Feedback. Tatsächlich lernen ältere Menschen in der Regel langsamer als Jüngere, wofür neuronale Netzwerke im Gehirn verantwortlich sind, denn diese verfestigen sich bereits nach der Pubertät und werden mit dem Alter resistenter gegen Veränderungen. Die abnehmende Lerngeschwindigkeit im Alter erklärt sich vor allem aus einem Anpassungsprozess des Gehirns, denn wenn gelernt wird, nimmt bekanntlich die Stärke der Verbindungen zwischen den Neuronen zu bzw. es verändert sich die Stärke der synaptischen Übertragung. Diese Veränderung ist sehr langsam, da nur so sichergestellt werden kann, dass alte Gedächtnisinhalte beim Erlernen neuer Inhalte nicht gleich wieder vergessen werden. Im Gegensatz dazu muss manches Lernen aber auch schnell erfolgen, damit sich der Mensch etwa in bedrohlichen Situationen so schnell wie möglich an seine Umwelt anpassen kann. Das bedeutet schließlich, je besser Menschen ihre Umwelt und die Abläufe in ihr kennen, umso langsamer lernen sie. Da Kinder ihre Umwelt noch nicht so gut kennen und bisher nur wenige Erfahrungen in ihr gemacht haben, lernen sie relativ rasch, doch wird allmählich ihr Erfahrungsschatz größer, lernen sie gemäß diesem Anpassungsprozess ihres Gehirns immer langsamer. Allerdings bestehen interindividuell abhängig auch von Vorbildung, Gesundheitszustand und Lerngewöhnung große Unterschiede, denn wer regelmäßig lernt, kann auch im Alter neues Wissen schneller verarbeiten. Die Lernfähigkeit bewahren sich Menschen daher ein Leben lang, sie kann allerdings von vielen Faktoren positiv und negativ beeinflusst werden, denn ist ein Mensch gesundheitlich angeschlagen, beeinträchtigt das seine Lernfähigkeit. Wenn man neugierig bleibt, viele Interessen hat, in seinem Lebensumfeld viele Anregungen erfährt und sich vielleicht sogar noch sozial engagiert, fördert man seine Lernfähigkeit. Mit zunehmendem Alter hat man auch andere Ansprüche, die man an Lehrbücher und Lernmedien stellt, denn diese sollten gut und übersichtlich strukturiert sein. Ältere Lernende sollten das Lerntempo selbst bestimmen und den Lernprozess selbst steuern können, denn Eigeninitiative und ein selbstbestimmtes Lernen wirken sich positiv auf die Freude und das Engagement beim Lernen aus.
Ältere Menschen bzw. Erwachsene lernen um so leichter,
In der Werbung klingt das so:
Eine besondere Reise, ein Tango- oder ein Sprach-Kurs, ein Motorbootführerschein - manche Träume begleiten Menschen von der Jugend bis ins Alter. Wenn die Kinder aus dem Haus sind und der letzte Arbeitstag vorbei ist, beginnt eine Lebensphase, in der sich viele Menschen wieder an halb vergessene Träume erinnern oder neue Träume entwickeln. Mittlerweile weiß man, dass das Gehirn noch bis ins hohe Alter neue Nervenzellen ausbildet und vernetzt. Für kreative Tätigkeiten ist diese Tatsache besonders gut erforscht. Die Erfahrung, Neues lernen zu können, macht glücklich und stärkt das Selbstbewusstsein. Aber auch andere neue Erfahrungen haben große positive Wirkungen auf das Gehirn - Hauptsache, es wird auf verschiedenen Ebenen gefordert.
Die Jüngeren rennen zwar schneller,
aber die Älteren kennen die Abkürzung.
Ursula von der Leyen
Da Lernen durch Erfahrung, Übung und Beobachtung erfolgt, sind vor allem hinsichtlich der Erfahrung die Älteren den Jüngeren überlegen, denn sie wissen und können oft mehr. Allerdings sind bestimmte Funktionen wie Aufmerksamkeit, Konzentration, Wahrnehmung und Motorik bei Älteren nicht mehr so wie in jungen Jahren gegeben sind, d.h., man sollte sich an einigen allgemeinen Strategien orientieren, die das persönliche Lernen bei Älteren verbessern. Als besonders nützlich haben sich folgende Strategien erwiesen:
Wer von diesen Strategien möglichst viele umsetzt, hat die besten Voraussetzungen sein eigenes Lernen effektiver zu gestalten.
Übrigens: Neben Stress und Schlafmangel können auch körperliche Ursachen hinter einer gestörten oder nachlassenden Konzentration im Alter stecken, denn gerade das Gehirn reagiert besonders sensibel auf eine Unterversorgung mit Sauerstoff oder anderen Nährstoffen. Ursache für diese Mangelversorgung können unter anderem altersbedingte Gefäßverengungen beziehungsweise Durchblutungsstörungen im Gehirn sein. Solche Ursachen sollten klinisch abgetestet werden.
Nach neueren Untersuchungen (Reaves et al., 2015) ist der Einfluss von Hintergrundmusik auf Lernleistungen bei jüngeren (18- bis 30-Jährige) und älteren Menschen (60- bis 75-Jährige) äußerst unterschiedlich. In einer Studie mussten sich die Versuchspersonnen Namen und Gesichter merken und waren dabei entweder der Stille, instrumentaler Hintergrundmusik und computergenerierter Berieselungsmusik ausgesetzt. Zwar gaben alle Untersuchten an, die Musik als ablenkend empfunden zu haben, die jungen Testpersonen hatten allerdings keine Schwierigkeiten mit der Lernaufgabe, denn ihre Leistungen zeigten in den verschiedenen Durchgängen nur geringe Unterschiede, während die Gruppe der älteren Studienteilnehmer sich an weniger Namen erinnerten, wenn sie Musik gehört hatten. Dabei gab es keine Unterschiede zwischen der Berieselungsmusik und der Instrumentalmusik. Offensichtlich sind Musikgeräusche an sich für die Beeinträchtigung der Erinnerungsleistung verantwortlich sind, nicht irgendeine bestimmte Musik. Ältere Menschen haben offenbar Schwierigkeiten bei der Verarbeitung irrelevanter Informationen, sich zu konzentrieren und irrelevante Geräusche zu ignorieren, wobei vermutlich das dafür zuständige assoziative Gedächtnis mit zunehmendem Alter nachlässt.
Die Bildung neuer Nervenzellen im erwachsenen Alter wird als adulte Neurogenese bezeichnet, bei der sich neuronale Stammzellen teilen und Vorläuferzellen bilden, die dann zu reifen Nervenzellen werden und sich in das bestehende Nervennetzwerk integrieren. Dieser Prozess ist genau kontrolliert und passt sich an neue Aufgaben an. Diese Neubildung von Nervenzellen findet aber nicht überall im Gehirn statt, sondern nur in zwei Gehirnregionen: in der Subventrikulärzone entlang der Seitenventrikel und im Hippocampus, wobei der Hippocampus jenen Teil des Gehirns bildet, der für Lernen und Gedächtnis zuständig ist und Informationen vom Kurz- zum Langzeitgedächtnis transportiert. Erst in den letzten Jahren wurde erkannt, dass sich Nervenzellen also nicht nur in der Embryonalentwicklung und kurz nach der Geburt bilden, sondern dass dies auch bei Erwachsenen möglich ist. Man weiß auch, dass sich die Neubildung von Nervenzellen im Hippocampus über die Lebensspanne hinweg beeinflussen lässt, etwa durch körperliche Aktivität und einen anregenden Lebensstil, während ein Rückzug und Passivität die Neurogenese hemmen. Erkrankungen und Schlaganfälle führen zu einer fehlerhaften Neurogenese, wobei zwar die Bildung neuer Nervenzellen gesteigert wird, doch diese werden zu einem erheblichen Teil falsch integriert.
Giannakopoulos et al. (2020) haben untersucht, warum bei manchen Menschen das Gehirn im Alter schneller an Volumen zu verliert als bei anderen, und welche Rolle der Lebensstil dabei spielt, wie schnell und stark dieser geistige Abbau ausfällt. In einer mehrjährigen Studie untersuchten man dabei regelmäßig eine Gruppe von über 65-Jährigen, wobei neben Gehirnscans auch Lebensstil, Persönlichkeit und kognitive Fähigkeiten der Teilnehmer erfasst wurden. Es zeigte sich dabei, dass das Gehirn von Menschen mit bestimmten Persönlichkeitseigenschaften weniger an Volumen verlor, wobei dies eher unangepasste und wenig konfliktscheue Menschen waren. Weniger ausgeprägt war hingegen der Zusammenhang mit der Offenheit für neue Erfahrungen, also dem Bedürfnis, auch noch im Alter zu lernen. Als Erklärung vermutet man, dass Menschen mit solchen Eigenschaften eine höhere Plastizität und damit Anpassungsfähigkeit ihres Gehirns aufweisen.
Literatur
Giannakopoulos, Panteleimon, Rodriguez, Cristelle, Montandon,
M., Garibotto, Valentina, Haller, Sven & Herrmann, Francois (2020).
Less agreeable, better preserved? A PET amyloid and MRI study in a
community-based cohort. Neurobiology of Aging,
doi:10.1016/j.neurobiolaging.2020.02.004.
Aktivität im Alter beeinflusst Gehirn.
WWW: http://www.uni-jena.de/Mitteilungen/PM130220_AbendV_Altersgehirn.html (13-02-19)
Verbessern Sie Ihre Lernstrategien mit "Lernen lernen". Generationen Netzwerk für Deutschland - GND.
WWW:
https://www.gndev.de/info-service/beruf-bildung/weiterbildung-foerderung/3650178244-verbessern-sie-ihre-lernstrategien-mi
(11-11-11)
http://www.die-frankfurt.de/esprid/dokumente/doc-2000/dumitru00_01.htm (11-12-12)
http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/satz-fuer-satz/7403380.html (12-11-18)
Reaves, S., Graham, B., Grahn, J., Rabannifard, P. & Duarte, A. (2015). Turn Off the Music! Music Impairs Visual Associative Memory Performance in Older Adults. The Gerontologist, doi:10.1093/geront/gnu113.
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