Das Erlernen einer Fremdsprache für Ältere


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Fremdsprachenlernen ist für ältere Lernende deshalb interessant, da sie sich mit den neuen Sprachkenntnissen die Kulturen fremder Länder leichter erschließen können, einfacher Zugang zu den dort lebenden Menschen finden oder Kinofilme im Original anschauen können. Oft ist bei vielen älteren Menschen das Interesse da, eine bereits früher erworbene Fremdsprache wieder aufzufrischen. Allerdings verfliegt die Euphorie, nach einem schönen Urlaub die Sprache des Landes endlich richtig zu lernen, um sich beim nächsten Urlaub besser verständigen zu können, meist oft schnell, wenn man aus beruflichen oder anderen Gründen einige Zeit nichts mehr für seine Fremdsprachenkenntnisse tun kann. Sprachenlernen steht in Konkurrenz zu all den Aktivitäten und Hobbies, mit denen man sonst die Freizeit verbringt. Siehe zu diesem Thema Aufschieberitis ;-)

Schon bei der Planung sollte man aber beachten, dass man im Alter anders lernt als noch zu Schulzeiten, daher einige hier Hinweise: Meist brauchen ältere Menschen etwas länger, um sich eine neue Sprache zu erschließen, d.h., man sollte sich daher nicht unnötig unter Druck setzen, in möglichst kurzer Zeit eine Sprache fehlerfrei zu erlernen. Ältere Menschen lernen in aller Regel auch anders als junge, der Lernerfolg muss jedoch deswegen keineswegs geringer sein. Ältere Sprachenlernende bevorzugen beim Lernen vor allem einen hohen Grad an Strukturiertheit und ein deutlich stärkeres planerisches Vorgehen, während junge Menschen weitaus spielerischer an ein neues Lernvorhaben herangehen. Ältere Lernende können meist auf ein großes Repertoire an Gedächtnis- und Lernstrategien zurückgreifen, mit denen sie eine neue Sprache lernen und deren Strukturen für sich erschließen können, denn so wird beim Erlernen grammatikalischer Systeme bei einem gut aufbereiteten Lernmaterial von vielen älteren Lernenden ein kontinuierlicher Abgleich mit Strukturen aus der eigenen Muttersprache hergestellt. So fällt es ihnen leichter, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Sprachen herauszuarbeiten und zu verstehen.

Lieber wenige neue Vokabeln am Tag und diese häufiger wiederholen, was übrigens auch für jüngere Lernende gilt, da ein ein nicht zu großes, dafür aber kontinuierlich erarbeitetes Lernpensum eher zum Erfolg führt. Viele machen nämlich in der schon genannten Euphorie den Fehler, ihre Lernziele zu hoch zu stecken und sind dann enttäuscht, wenn sie diese Ziele nicht erreichen können. Man sollte sich daher realistische Ziele setzen, denn dann ist die Freude über das Erreichte größer und spornt zum Weiterlernen an.

Man sollte beim Lernen vor allem mit dem Wortschatz beginnen, den man am ehesten anwenden kann, etwa wenn man eine Reise unternehmen will. Hier sollte man zunächst lernen, wie man sich begrüßt, verabschiedet und bedankt, wie man sich vorstellt oder nach dem Namen seines Gesprächspartners fragt, wie man sich nach dem Preis eines Produkts erkundigt, wie man nach dem Weg oder einem Hotel fragt oder am besten nachfragt, wenn man etwas nicht verstanden hat. Auf diese Weise kann man in der Konversation später auch viele weitere, neue Wörter kennenlernen.

Älteren Menschen fällt es oft deutlich schwerer als jungen, die richtige Aussprache und Betonung einer Fremdsprache zu erlernen, hier bieten sich multimediale Sprachkurse an oder man kann sich DVDs ausleihen und den Film in der Originalsprache ansehen, wobei die Untertitel der Originalsprache helfen, den Wortschatz weiter zu vergrößern und sich gleichzeitig an die fremde Aussprache gewöhnen. Videos und DVDs in englischer Sprache sind in der Regel in jeder guten Videothek ausleihbar. Da die Schauspieler in den Filmen überwiegend Muttersprachler sind, ist ihre Aussprache authentisch und gut geeignet, um ein Gefühl für den Klang zu bekommen. Es bietet sich an zunächst mit Filmen zu beginnen, die einem schon bekannt oder leicht verständlich sind. Dadurch lässt sich die Handlung gut mit dem neuen Vokabular verknüpfen. Eine Alternative zum Filme leihen kann auch der Besuch eines Kinos sein, das Filme in Originalfassung zeigt.

Da das Erlernen einer Fremdsprache im Selbststudium sehr mühselig oder einfach langweilig, sollte man eher zusammen mit einem Partner oder mit Freunden und Bekannten an die neue Sprache herangehen. Suchen Sie sich für eine Fremdsprache LernpartnerInnen und schaffen Sie sich möglichst viele Gelegenheiten, um die Fremdsprache anzuwenden. Motivieren Sie sich gegenseitig und vereinbaren Sie Gelegenheiten, an denen Sie die Sprache außerhalb des Sprachkurses sprechen und hören, etwa ein gemeinsames Essen, bei dem man ausschließlich in der Fremdsprache miteinander redet oder sich über die Lernfortschritte austauscht. Schicken Sie Emails in der neuen Sprache oder telefonieren Sie in der Fremdsprache, wobei man nicht nur etwas von seinen Partnern lernt, sondern sie auch bei ihrem Lernerfolg unterstützt. Wenn man Freunde hat, die die Fremdsprache sprechen oder gerade lernen, treffen Sie sich mit ihnen und unterhalten sich an diesem Tag nur in der Fremdsprache, was nicht perfekt sein muss, sondern es geht einfach darum, selbstbewusster und sicherer mit der neuen Sprache umzugehen, Hemmschwellen abzubauen und es als ganz normal zu empfinden, eine andere Sprache zu sprechen. Lesen Sie gemeinsam Bücher, Zeitungen, Artikel oder Reiseführer in der Fremdsprache, sei es auf Papier oder im Internet, was vor allem dann hilfreich ist, wenn man nachher darüber diskutiert. Dadurch erweitert man nicht nur den Wortschatz und das Textverständnis, sondern erfährt auch Wissenswertes über das Land, dessen Sprachen man lernt. Kochen Sie Gerichte aus dem Land, hören Sie Musik aus dem Land, schauen Sie sich gemeinsam Filme aus bzw. über das Land an, tauchen Sie regelrecht ein in das Land (Immersionsmethode). Auch ausgefallene gemeinsame Unternehmungen sind hilfreich, etwa in einer solchen Lerngruppe in seiner eigenen Stadt Touristen spielen und sich eine Führung in der Fremdsprache organisieren oder eine Reise im Flugzeug planen.

Ältere haben gegenüber Jüngeren den Vorteil, dass sie über weit mehr Erfahrung und Wissen verfügen, auch im Hinbick auf ihre Lernerfahrungen.

Auch Podcasting ist eine gute Möglichkeit, mit einer Sprache in Berührung zu kommen.

Und nicht zu vergessen sind Vokabelposter

Auf der Website einer Sprachlehrerin (http://www.risches.de/) fanden sich einige praktische Hinweise, das Lernen einer Fremdsprache im Alltag zu unterstützen. Sie schreibt: "Wenn Sie einen Sprachkurs besuchen, haben Sie in der Regel 1-mal in der Woche Unterricht (meist 90 Minuten). Diese 90 Minuten reichen jedoch nicht aus, um eine spürbare Verbesserung der Fremdsprachenkenntnisse zu erreichen. Nutzen Sie daher auch Zeiten außerhalb des Unterrichts, um sich mit der neuen Sprache zu beschäftigen. Jede Zeit ist geeignet, um die Sprache zu üben, z.B.

Mehrmals in der Woche 15 - 20 Minuten lernen ist besser als nur einmal am Stück zwei Stunden. Häufige Wiederholungen sind beim Sprachenlernen unabdingbar, denn je öfter man sich mit dem Lernstoff auseinander setzt, desto eher wird das Gelernte im Langzeitgedächtnis verankert. Man sollte daher versuchen, nicht 30 Wörter auf einmal zu lernen, sondern 10 Wörter am Morgen, 10 Wörter nachmittags und 10 Wörter abends, und diese Wörter am nächsten Tag wiederholen.

Siehe dazu auch das Lernen einer Fremdsprache mit der Birkenbihl-Methode


Lernmethoden für Erwachsene

Eine Möglichkeit ist die »total physical response« (ganzkörperliche Reaktion), wobei hier Sprechen und Handeln stets Hand in Hand gehen. So sagt hzum Beispiel die Lehrkraft »Aufstehen!«, steht selbst auf, und die Gruppe tut es ihr nach. Niemand muss sich in der Fremdsprache äußern, bevor er dazu bereit ist.
Eine Weiterentwicklung ist dieser Methode »TPR Storytelling« – hier liegt der Schwerpunkt auf dem Lesen, Hören und Erzählen von Geschichten. Zunächst werden neue Ausdrücke mit Gesten und persönlichen Fragen eingeführt, dann in eigenen Kurzgeschichten immer wieder verwendet. Erklärungen zur Grammatik gibt es nur in Kurzform, genannt »pop-up grammar«.
Allerdings gibt es bei allen Arten von Gruppenunterricht das grundsätzliche Problem, dass die für die eine Person funktionierende Methode für eine andere womöglich gar nicht passt.
Die härteste Sprachschule der Welt, das Foreign Service Institute (FSI) in Arlington, Virginia,  bereitet seit mehr als 70 Jahren Diplomatinnen und Diplomaten  auf ihre Auslandseinsätze vor. Zur Jahrtausendwende fasste das FSI die Erkenntnisse aus 50 Jahren Sprachtraining zusammen. Hier findet der Unterricht in kleinen Gruppen statt, und zwar bis zu sechs Personen bei einfachen Sprachen wie Spanisch, höchstens vier Personen bei schwierigen Sprachen wie Arabisch und Chinesisch. Die Lehrkräfte sind in der Regel Muttersprachler, aber mindestens eine von ihnen sollte die betreffende Fremdsprache selbst erst als Erwachsene gelernt haben. So wisse sie aus eigener Erfahrung, wie man beim Lernen strategisch vorgeht.


Wie bewältigt das Gehirn das Erlernen einer neuen Sprache unter Beibehaltung der Muttersprache?

Eine neuere Studie wirft ein Licht auf die uralte Frage, warum es so schwierig ist, als Erwachsener eine zweite Sprache zu erlernen. Die etwas überraschenden Ergebnisse gaben einen Einblick in die Art und Weise, wie das Gehirn den Zielkonflikt zwischen Neuroplastizität - der Fähigkeit, beim Erlernen neuer Dinge neue Verbindungen zwischen Neuronen zu schaffen - und Stabilität, die es uns ermöglicht, die integrierten Netzwerke der bereits erlernten Dinge beizubehalten, meistert. Wenn man eine neue Sprache lernt, muss das Gehirn diese beiden Kräfte irgendwie unter einen Hut bringen, während sie miteinander konkurrieren. Durch die Verwendung von Elektroden auf der Oberfläche des Gehirns, um hochauflösende neuronale Signale zu verfolgen, fand man nun heraus, dass Cluster von Neuronen, die über den gesamten Sprachcortex verstreut sind, sich selbst fein abzustimmen scheinen, wenn ein Hörer mit fremden Klängen vertraut wird. Das sind die ersten Erkenntnisse darüber, was sich im Gehirn zwischen dem ersten Hören einer Fremdsprache und der Fähigkeit, sie zu erkennen, verändert. Diese Zwischenphase ist ein entscheidender Schritt beim Spracherwerb, und war aber bisher schwer zu erforschen, weil der Prozess dynamisch und individuell ist. Mit dieser Studie konnte man nun sehen, was tatsächlich in den Gehirnregionen passiert, die in dieser Anfangsphase des Lernens an der Unterscheidung von Lauten beteiligt sind. Die Gehirnaktivität verschiebt sich, wenn fremde Laute vertraut werden, wobei das Erlernen der Laute einer neuen Sprache der erste Schritt zum Erlernen dieser Sprache darstellt. Für diese Studie untersuchte man, wie sich die Aktivität in den verstreuten Gehirnregionen, die mit Sprache in Verbindung gebracht werden, verändert, wenn der Hörer mit den fremden Klängen vertrauter wird.

Man arbeitete mit freiwilligen Patienten im Alter von 19 bis 59 Jahren, deren Muttersprache Englisch ist, und bat sie, Sprachlaute in Mandarin zu erkennen. Mandarin ist eine tonale Sprache, in der die Bedeutung eines Wortes nicht nur von den Vokal- und Konsonantenlauten abhängt, sondern auch von subtilen Veränderungen in der Tonhöhe der Stimme. Für Sprecher nicht-tonaler Sprachen wie Englisch ist es oft sehr schwierig, diese ungewohnten Laute zu erkennen. Jeder der Probanden hatte zuvor eine Hirnoperation hinter sich, bei der ihnen Elektroden ins Gehirn implantiert wurden, um die Quelle ihrer Anfälle zu lokalisieren. Man spielte den ProbandInnen Aufnahmen von mehreren männlichen und weiblichen Mandarin-Muttersprachlern unterschiedlichen Alters vor, die Silben wie "ma" und "di" mit jedem der vier Töne aussprachen. Nach jedem Ton gaben die Patienten an, ob sie dachten, dass der Ton nach oben, nach unten, nach oben und dann nach unten geht, oder ob er gleich bleibt, und erhielten eine Rückmeldung, ob sie richtig lagen. Die Patienten wiederholten diese Aufgabe etwa 200 Mal, verteilt auf mehrere 5- bis 10-minütige Sitzungen. Nach dieser kurzen Zeit hatten die Probanden die anfängliche Lernphase hinter sich gebracht und waren einigermaßen geübt darin, die Töne zu kategorisieren. Man sah dabei auch eine große Variabilität. Als die Forscher die neuronalen Signale untersuchten, die von den Sprachschülern erzeugt wurden, entdeckten sie ein Muster, das sie überraschte und gleichzeitig die beobachtete Leistungskurve erklärte. Daten aus anderen veröffentlichten Studien deuteten darauf hin, dass die Aktivität im Sprachcortex zunehmen könnte, je vertrauter eine Person mit der Sprache wird. Stattdessen entdeckte man ein Spektrum von Veränderungen, die über den gesamten Sprachcortex verteilt waren, wobei die Aktivität in einigen Bereichen zunahm, während sie in anderen abnahm, wobei ein sorgfältiges Gleichgewicht gewahrt wurde. Diese Veränderungen könnten damit zusammenhängen, dass sich ein Hirnbereich auf einen bestimmten Ton einstellt, denn so konnte man sehen, dass einige Zellgruppen stärker auf den fallenden Ton reagierten und ihre Reaktion immer weiter steigerten, während sich direkt daneben eine andere Gruppe von Zellen zunehmend engagierte, wenn die Person den fallenden Ton hörte. Es scheint, als ob diese kleinen Gruppen von Neuronen unterschiedliche Rollen übernehmen würden. Darüber hinaus war es von Person zu Person unterschiedlich, welche Hirnregionen durch welchen Ton stärker aktiviert wurden.  Es ist daher eher so, als ob das Gehirn jeder Person einen einzigartigen Satz von Knoten hat, die fein abgestimmt werden, während sie mit diesen Klängen vertraut werden. Dies könnte erklären, warum manche Menschen die Laute viel leichter lernen als andere, da jedes individuelle Gehirn sein eigenes Gleichgewicht zwischen der Aufrechterhaltung der Stabilität der Muttersprache und der zum Erlernen einer neuen Sprache erforderlichen Plastizität findet. Die Probanden waren in der Lage, die Töne in Mandarin zu lernen, ohne dass ihre Fähigkeit, die Tonhöhe in Englisch oder in Musik wahrzunehmen, beeinträchtigt wurde. Diese kleinen neuronalen Knoten kommunizierten alle miteinander, um den Punkt zu erreichen, an dem sie die Aufgabe durch Zusammenarbeit korrekt erledigen konnten.

Wissenswertes

Als härteste Sprachschule der Welt gilt das Foreign Service Institute in Arlington, Virginia, das zum US-Außenministerium gehört und seit über 70 Jahren Diplomatinnen und Diplomaten in über 60 Sprachen auf ihre Auslandseinsätze vorbereitet. Dabei gibt es nicht nur eine richtige Methode, sondern die Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer in diesem System ist es, jeden Einzelnen mit dem zu versorgen, was er gerade braucht. Deshalb findet der Unterricht an dieser Sprachschule in kleinen Gruppen statt: bis zu sechs Personen bei einfachen Sprachen wie Spanisch, maximal vier Personen bei schwierigen Sprachen wie Arabisch oder Chinesisch. Die meisten Lernenden profitieren vom Unterricht in kleinen Gruppen, nur gelegentlich gibt es Einzelunterricht. Die Lehrkräfte sind in der Regel Muttersprachler, aber mindestens einer von ihnen sollte die betreffende Fremdsprache selbst als Erwachsener gelernt haben, da er oder sie aus eigener Erfahrung weiß, wie man beim Lernen strategisch vorgeht. So kann der Lehrer bzw. die Lehrerin auf den großen Lernvorteil der Älteren zurückgreifen, nämlich ihr Wissen über die Sprache und die Welt, was über das Bewusstsein für die Grammatik den natürlichen Lernprozess beschleunigt.
Siehe dazu auch die Pimsleur-Sprachlernmethode.
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Literatur

Stangl, W. (2022, 11. September). Fremdsprachen: Lernmethoden für Erwachsene. lerntipp.net.news.
https://news.lerntipp.net/fremdsprachen-lernmethoden-fuer-erwachsene
http://www.sprachenlernen24-blog.de/lernen-im-alter-lernen-50-plus/ (10-11-21)

http://www.risches.de/index.php?option=com_content&view=article&id=212:
sprachen-lernen-lerntipp-nr-3&catid=35:weblog&Itemid=132 (11-04-31)

https://www.ucsf.edu/news/2021/08/421316/struggling-learn-new-language-blame-it-your-stable-brain (21-08-31)

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